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Wochenbett | nach der Geburt

Wochenbett: Zeit des Kennenlernens

Bildquelle: georgerudy - stock.adobe.com

Nach Monaten ist er endlich da: der langersehnte Nachwuchs. Oft werden die Eltern von nie geahnten Gefühlen der Freude, Liebe und Dankbarkeit überflutet, haben aber auch ganz neue Ängste und Sorgen. Die junge Familie findet zusammen. Und die Mutter muss sich von der Geburt erholen.

Das Wochenbett umfasst sechs bis acht Wochen nach der Geburt, als Frühwochenbett gelten die ersten zehn bis vierzehn Tage. Eine intensive Zeit für Mutter und Kind, die von körperlichen und emotionalen Veränderungen geprägt ist und die jede Frau anders erlebt. Auch staatlicherseits wird der Mutter eine Sonderstellung eingeräumt – im Rahmen des Mutterschutzgesetzes darf sie in den ersten acht Wochen nach der Geburt nicht arbeiten, bei Früh- und Mehrlingsgeburten bis zum Ablauf von 12 Wochen. Um berufstätige schwangere Frauen während dieser Zeit vor finanziellen Nachteilen zu schützen, erhalten sie Mutterschaftsgeld.

Frühwochenbett und Spätwochenbett

Im Frühwochenbett sollte die Frau möglichst viel liegen, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie lernt ihr Baby und das Muttersein kennen – dafür braucht sie Zeit, Unterstützung und Zuwendung. Besonders für Erstgebärende ist nun alles neu, alles anders und mitunter sehr verunsichernd. Nicht alle Mütter werden nach der Geburt sofort von starken Gefühlen überwältigt, bei manchen wächst die Beziehung und Liebe zum Kind erst nach und nach. Körperlich wird der strapazierte Beckenboden geschont und kann sich regenerieren, eventuell vorhandene Geburtswunden beginnen zu heilen und der Milchfluss kommt in Gang. Zentrale Themen sind nun meist die Gewöhnung an das Stillen und der Schlaf- und Trinkrhythmus des Säuglings.

babyclub.de Team-Tipp: Wer in den ersten Tagen nach der Geburt gerne viel Raum für sich und seine junge Familie haben möchte, kann zeitlich begrenzte Besuchszeiten vereinbaren oder Familie und Freunde auf später vertrösten.

Auch das späte Wochenbett ist nicht ganz frei von Beschwerden: die hormonelle Umstellung und die körperlichen Veränderungen schreiten weiter fort und stabilisieren sich langsam, der Alltag mit Baby muss sich einpendeln. Die Belastbarkeit der Mutter ist zwar schon deutlich besser, dennoch sollte sie sich auch in dieser Zeit noch schonen.

Nach Ablauf eines normal verlaufenden Wochenbettes können Mütter nach ca. acht Wochen mit der Rückbildungsgymnastik beginnen.

Wochenbettbetreuung durch die Hebamme

Eine erfahrene Hebamme ist jetzt Gold wert und kann der jungen Familie mit Rat und Tat zur Seite stehen: In der Zeit des Wochenbettes hat jede Mutter Anrecht auf Wochenbettbetreuung. Die Kosten hierfür werden von den Krankenkassen übernommen, bei privat Versicherten ist die Versorgungsleistung abhängig vom jeweiligen Vertrag.

Der Wochenfluss (Lochien)

In den ersten Tagen nach der Geburt kommt es zu Nachwehen. Sie unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter und die Blutstillung. Die schmerzlose Wunde an der Gebärmutter, die durch die Ablösung der Plazenta entstanden ist, beginnt zu heilen.
Mit dem Wochenfluss – auch Lochien genannt – scheidet der Körper Blut und Abbauprodukte des Rückbildungsvorganges aus: In den ersten Tagen kommt hauptsächlich Blut, zwischen dem sechsten und zehnten Wochenbetttag wird aus der Blutung dann ein dünnflüssiges, bräunliches Wundsekret. Darin sind auch Keime enthalten, weshalb man darauf achten sollte, dass sich der Wochenfluss nicht staut. Stockt der Ausfluss länger als einen halben Tag, am besten die Hebamme oder einen Arzt bzw. eine Ärztin fragen, wie man weiter vorgehen soll, denn durch einen Wochenflussstau können Infektionen entstehen. Auch das Kindbettfieber kann in der ersten Zeit nach der Geburt auftreten. 

Stärke und Dauer des Wochenflusses sind bei jeder Frau unterschiedlich, aber heftiger als bei der Periode. Dem Wochenfluss kommt man in den ersten Tagen am besten mit sogenannten Wöchnerinnen Vorlagen bei, da diese sehr saugfähig und größer als normale Damenbinden sind. Eine Unterlage (z.B. eine flüssigkeitsundurchlässige Krankenunterlage) im Bett schützt die Matratze vor Flecken.

Blasenschwäche?

Frischgebackene Mütter sollten in den Wochen nach der Geburt oft und regelmäßig auf die Toilette gehen – auch ohne den Drang dazu. Die inneren Organe brauchen ein paar Tage, bis sie wieder ihre normale Lage eingenommen haben und die Frauen spüren meist nicht, wenn ihre Blase voll ist. Bei einigen kommt es auch zu einer vorübergehenden Inkontinenz, für die meistens der durch die Schwangerschaft geschwächte Beckenboden verantwortlich ist. Hier hilft regelmäßige Beckenbodengymnastik. Betroffene können sich beispielsweise von ihrer Hebamme ein paar geeignete Übungen zeigen lassen oder beim Arzt nach Unterstützung fragen.

Hygiene ist jetzt besonders wichtig

Aus hygienischen Gründen sollten Frauen ihre Binden häufig wechseln und sich regelmäßig die Hände waschen. Nach dem Toilettengang empfiehlt es sich, den äußeren Genitalbereich mit lauwarmem Wasser abzuspülen, auch weil der Wochenfluss etwas unangenehm riechen kann. Diese Maßnahmen bieten den besten Schutz vor Infektionen für das noch angeschlagene Immunsystem. Sex ist während des Wochenbettes zwar nicht generell tabu, jedoch sollten Paare nichts überstürzen und mit dem Geschlechtsverkehr warten, bis die Geburtsverletzungen und der Wochenfluss ihn nicht mehr behindern.

Achterbahn der Gefühle

Nach Geburt sind die Hormonschwankungen mitunter heftig, in die Zeit des Frühwochenbettes fällt daher auch der Babyblues, auch Wochenbettdepression genannt: Einige Mütter werden ungefähr drei bis fünf Tage nach der Geburt von Gefühlsschwankungen, Gereiztheit, Ängsten oder sogar Verzweiflung heimgesucht, sind deprimiert und weinen viel. Gründe sind die hormonelle Umstellung des Körpers sowie der Schlafmangel und einfach die Tatsache, plötzlich die Verantwortung für das Leben eines Neugeborenen zu tragen. Sorgen wie „kann ich eine gute Mutter sein?“ kommen hinzu. Diese Stimmungstiefs verschwinden in der Regel nach 24 Stunden bis einigen Tagen wieder und flackern dann mal hier, mal da erneut auf. Geht es der Frau länger seelisch sehr schlecht, kann auch eine nachgeburtliche bzw. postnatale Depression vorliegen. Diese ist unbedingt behandlungsbedürftig – je schneller desto besser.

„Fühlt die Mutter sich wohl, geht es dem Kind gut“

Leicht gesagt, überhaupt nicht leicht umzusetzen, aber so wichtig: Sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Denn gerade am Anfang steht die Betreuung und Beobachtung des Kindes im Vordergrund – alle Gedanken kreisen um den neuen Erdenbürger und sein Wohl- oder Nichtwohlbefinden. Dabei sind regelmäßiges Essen, Ruhen und viel Trinken wichtig, um wieder zu Kräften zu kommen – auch als Ausgleich für den Flüssigkeitsverlust durch die hormonbedingten Schweißausbrüche, die bei vielen Frauen nach der Geburt auftreten können. Behalten Mütter die Bedürfnisse und Vorgänge ihres Körpers im Bewusstsein, merken sie zudem viel schneller, wenn etwas nicht normal verläuft.

Wer sich Ruhe gönnen kann, ist auch seelisch stabiler: Schon eine halbe bis eine Stunde „Ichzeit“ gibt Kraft, zum Beispiel, indem man regelmäßig einen Mittagschlaf macht oder ein bisschen liest, meditiert oder einfach etwas nur für sich tut. Das gilt übrigens auch für die Väter.

Unterstützung im Wochenbett

Der Mann kann eine große Stütze im (frühen) Wochenbett sein, indem er seine Partnerin aufmerksam umsorgt, ihr jeden Wunsch von den Augen abliest und Dinge regelt, für die ihr die Kraft fehlen – zum Beispiel Wickeln, zu eifrige Besucher oder Anrufer vertrösten, den Haushalt machen, Essen kochen oder organisieren und die anfallenden Behördengänge erledigen. Möchte er seiner Partnerin eine besondere Freude machen, kann er ihr beispielsweise jetzt die Dinge besorgen, die sie in der Schwangerschaft nicht essen durfte.

Wer in der ersten Phase des Wochenbettes weder vom Partner noch von anderen Familienmitgliedern oder Freunden unterstützt werden kann, hat die Möglichkeit, eine Haushaltshilfe oder Mütterpflegerin zu beantragen. Diese Leistung wird zum Großteil von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, am besten man kümmert sich bei Bedarf bereits vor der Geburt darum, indem man sich bei seiner Hebamme oder dem Frauenarzt erkundigt. Bei privaten Kassen ist die Hilfe abhängig vom Vertrag. Befindet sich die Mutter in einer finanziellen Notlage, kann sie beispielsweise auch aus Mitteln der Bundesstiftung Mutter und Kind Zuschüsse erhalten.

Der Mann im Wochenbett

Auch für Väter ist nun alles neu und anders. Auch sie werden mit Gefühlsschwankungen und mit vielen Gedanken über die neue Lebenssituation zu tun haben. Der erste richtige Kontakt mit ihrem Kind findet statt und bewegt manche Männer sehr. Die Stimmungsschwankungen, unter denen einige Frauen im Wochenbett leiden, können auch für den Partner belastend und manchmal einfach nicht nachvollziehbar sein – vor allem weil auch er viele neue Aufgaben zu bewältigen hat und ebenfalls unter Schlafmangel leiden kann. Aber: Mann muss Frau auch nicht immer verstehen – meist reicht es, sich einfach liebevoll in den Arm zu nehmen und füreinander da zu sein.

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