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Entbindungspfleger im Interview

Mann und Hebamme – wie ist das? Wir haben nachgefragt

Entbindungspfleger Konstantin Wroblewski
Seid ihr in Deutschland schon mal einer männlichen Hebamme begegnet? Das könnte bald öfter vorkommen. Immerhin sieben Entbindungspfleger gibt es inzwischen. Konstantin Wroblewski ist angehende Hebamme und erzählte uns aus seinem Arbeitsalltag in einer Frauendomäne und was andere Ländern anders machen.

STECKBRIEF
Name: Konstantin Wroblewski
Alter: 21 Jahre
Beruf: Ausbildung zum Entbindungspfleger seit Oktober 2017 an der Akademie Anregiomed in Ansbach

babyclub.de: Wie kamen Sie auf die Idee Entbindungspfleger zu werden? Und wie haben Familie und Freunde darauf reagiert?

Konstantin Wroblewski: Ich hatte schon früh Interesse an der Geburtshilfe und der Arbeit mit Schwangeren und Babys. Als ich mein FSJ machte, hat sich mein Interesse daran vergrößert. Deshalb habe ich nach dem FSJ nach einem Praktikumsplatz bei einer Hebamme gesucht. Meine Eltern und die meisten anderen haben super auf meinen Wunsch reagiert. Niemand sagte etwas Negatives und alle unterstützen mich. Auch in der Schule haben alle positiv reagiert. Die meisten waren zwar erst einmal verwirrt. Im Klassenverbund wurde ich aber sofort aufgenommen. Eine Lehrerin nennt mich sogar scherzhaft „Hebammerich“.

babyclub.de: Der Hebammenberuf ist in Deutschland eine absolute Frauendomäne. Trotzdem gibt es inzwischen immerhin sieben männliche Hebammen. Haben Sie einen davon getroffen und sich mit ihm über den Job der männlichen Hebamme unterhalten?

Konstantin Wroblewski: In Deutschland habe ich noch keinen anderen Entbindungspfleger getroffen. Dafür konnte ich mich in Österreich bei einer Infoveranstaltung in einer Klinik mit Geburtshelfern austauschen. Im Grunde kämpfen wir männlichen Hebammen mit den gleichen Problemen wie die weiblichen Hebammen: der Job ist nicht immer einfach und die Anerkennung dafür ist eher gering. Trotzdem haben mir alle gesagt, dass die Arbeit es am Ende wert ist und sie mit ihrer Berufswahl auch nach Jahren noch glücklich sind. In anderen EU-Ländern ist es zudem ganz normal, dass Männer Hebammen sind. In Spanien und Italien zum Beispiel gibt es sehr viele Entbindungspfleger.

babyclub.de: Würde es Sie deshalb reizen, den Hebammenberuf im Ausland auszuüben?

Konstantin Wroblewski: Absolut! Ich habe bereits in meiner Bewerbungsphase für die Ausbildung nach Stellen im Ausland geschaut und mich auch darauf beworben. Für die Ausbildung wollte ich dann aber doch in Deutschland bleiben und habe mich für Ansbach, eine noch sehr junge Hebammenschule, entschieden. Ich möchte später aber sehr gerne einmal in Österreich oder England arbeiten. Insgesamt gefällt es mir, dass der Hebammenberuf dort besser anerkannt ist als in Deutschland. In Österreich finde ich persönlich das Gesundheitssystem toll. Hier gibt es zum Beispiel einen von Hebammen geleiteten Kreißsaal. Das wertet den Berufsstand auf, weil er deutlich macht, dass man die Hebammen, aber nicht zwingend die Ärzte, für eine Entbindung braucht.

babyclub.de: Wie reagieren Schwangere, bzw. allgemein Frauen, und Männer auf Sie?

Konstantin Wroblewski: Die Schwangeren haben total positiv auf mich reagiert, auch so, dass ich bei der Geburt dabei sein darf. Die meisten sind das sowieso von Gynäkologen gewohnt. Hier gibt es viele Männer und deswegen macht es ihnen nichts aus, wenn sie von einer männlichen Hebamme betreut werden. Die Männer der Schwangeren sind meist sehr interessiert und stellen viele Fragen zum Beruf. Das Besondere dabei ist, dass man als Mann die Sorgen der Männer und Väter gut verstehen kann und ihnen so leichter zeigen kann, wie sie ihre Frauen unterstützen können.

babyclub.de: Wie stehen Sie zur allgemeinen Hebammensituation und den Schwierigkeiten, die Hebammen in Deutschland haben?

Konstantin Wroblewski: Das ist alles nicht so einfach. Natürlich haben wir viel zu wenige Hebammen in den Kreißsälen und auch allgemein in der Freiberuflichkeit. Ich persönlich finde den großen Arbeitsradius einer Hebamme heutzutage bedenklich. Es ist inzwischen normal, dass Hebammen einen 40 km Radius haben. Früher waren es 20 km. Aber nun kann es sogar passieren, dass man 80 km zu einer Schwangeren fahren muss.
Und dann gibt es da noch die Akademisierung der Hebammenausbildung. Ab 2020 soll man den Beruf der Hebamme nur noch studieren können. Das wertet den Beruf auf der einen Seite zwar auf, auf der anderen Seite schränkt es die potenziellen Hebammen aber wieder ein, weil man dann Abitur benötigt. Aber nur weil man Abitur hat, heißt das nicht, dass man den Umgang mit Menschen und Schwangeren so gut beherrscht, wie eine Hebamme es sollte. Hebamme ist kein Beruf, bei dem man nur theoretisch arbeitet. Im Gegenteil ist der Großteil der Arbeit praktisch und immer zusammen mit Menschen.

babyclub.de: Was können Sie anderen Männern empfehlen, die auch gerne Hebamme werden wollen?

Konstantin Wroblewski: Am Anfang ist ein Praktikum sehr hilfreich. Man muss sich allerdings darauf einstellen, viele Bewerbungen zu schreiben. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben. Der Beruf ist die Mühe definitiv wert!

Lieber Herr Wroblewski, wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!

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Aus der Community:
  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Einer der ältesten Berufe der Welt ist in seiner Existenz bedroht.Helft alle mit, damit dies nicht Realität wird. Müssen Frauen ab dem 1.7.2010 auf Hebamm...
  • Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
    Hey ihr Lieben :-) ab wann habt ihr euch eine Hebamme gesucht? bzw was genau macht die Hebamme?? habe gehört man muss sich endscheiden ...Vorsorge...Geb...
  • Profilfoto  Melbi78
    Hallo! Ich bin gerade mal in der 15 + 6 SSW und fühle mich dementsprechend nur ein bisschen Schwanger. Trotz alledem gibt es Leute in meinem Umfeld, die mich ...

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