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Themenbereich: Kaiserschnitt

Kann ich nach zwei Kaiserschnitten eine normale Geburt haben?

Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto Anonym
Hallo erstmal.

Folgendes habe ich auf dem Herzen:

Ich bin derzeit mit meinem 3. Kind Schwanger. Meine vorausgegangenen Schwangerschaften endeten jeweils mit KS, einmal wegen Verdacht auf Missverhältnis, und einmal ist nicht bekannt, obwohl alles gut lief und auch der Kopf schon im Becken war.

Mein Wunsch ist es, vorausgesetzt ist, dass alle Faktoren stimmen, es erneut mit einer Spontangeburt zu versuchen. Leider beiss ich hier überall damit auf Granit, weil man überall der Meinung ist, dass das Risiko für eine Ruptur nach 2 Sektios zu groß sei. Bei meinen Recherchen habe jedoch erfahren, dass die Risiken hierfür nicht so hoch sind, wie das von allen Ärzten dargestellt wird.

Meine Frage wäre: Habe ich die Möglichkeit eine Spontangeburt auf jeden Fall zu versuchen, wenn sonst weiter keine Indikationen dagegen sprechen und wie hoch ist das Risiko eines erneuten Missverhältnisses?

Ich bitte um ganz ehrlichen Rat ohne sich auschließlich nur auf die heutigen Praktiken zu konzentrieren.

Vielen Dank! Bubsi!

Frage vom 24.01.2008

Hallo, Ihre Fragen sind nicht so einfach zu beantworten, da in Deutschland fast immer ein Kaiserschnitt (KS) gemacht wird, wenn vorher zwei Kaiserschnitte waren. So kommt es, dass es dazu auch kaum Daten und Studien gibt. Ich weiß, dass es eine Studie gibt, die sich damit beschäftigt, wie anhand der Messung der Wanddicke der Gebärmutter an der Stelle der alten Naht, näher eingrenzen lässt, ob eine Ruptur wahrscheinlich ist. Leider habe ich diese Studie bei mir nicht mehr gefunden. Meiner Erinnerung nach ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Ruptur nicht größer wenn zwei Kaiserschnitte voran gegangen sind, als wenn es nur einer war, wenn die Wanddicke an der Nahtstelle ausreichend groß ist. Leider ist es nicht üblich in der normalen Schwangerenvorsorge diese Wanddicke zu bestimmen. Dafür müssten Sie sich an ein Zentrum wenden (z.B. Uniklinik). Auch dort wird man Ihrem Wunsch auf eine vaginale Geburt wahrscheinlich mit Unverständis begegnen.
Die Wahrscheinlichkeit für ein Missverhältnis dürfte für Sie ohne Bedeutung sein, da dieser Grund auch angegeben wird, wenn kein anderer Grund für den KS genannt werden kann. So findet sich dieser Grund in Kliniken mit hoher KS-Rate deutlich häufiger als in anderen, auch wenn alle anderen Faktoren gleich sind. Kliniken, die eine besonders hohe KS-Rate haben, haben auch eine besonders hohe Rate, wo es beim zweiten mal wieder zum KS kommt. Man kann davon ausgehen, dass die Rate so hoch ist, weil frühzeitig KS gemacht werden, die nicht streng medizinisch begründet sind. So wie Sie es schreiben, nehme ich an, dass der zweite KS bei Ihnen am leichtesten vermeidbar gewesen wäre. In den Kliniken wird nach KS mit nachfolgendem Versuch einer Spontangeburt zu 30% vaginal entbunden, zu 70% wird eine re-sectio gemacht. Bei der statistischen Erhebnung für die außerklinische Geburt ist das Verhältnis genau umgekehrt. Ich würde Ihnen raten sich mit einer freiberuflichen Hebamme in Verbindung zu setzen, die anhand der Kindsgröße bei den vorangegangenen Geburten, Ihrer Größe und der Untersuchung Ihres Beckens eine Einschätzung geben kann, ob Hindernisse vorliegen, die das Auftreten eines Missverhältnisses wahrscheinlicher machen.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Ruptur liegt insgesamt bei einem Fall auf 2000 Geburten nach KS. Sie kann auch auftreten, wenn kein KS vorangegangen ist. In den allermeisten Fällen trat die Ruptur nach Gabe von Wehenmitteln auf. Wenn Sie also vaginal entbinden möchten, würde ich Ihnen raten auf Wehenmittel und PDA zu verzichten. Informationen finden Sie leider hauptsächlich im englischsprachigen Raum. Unter http://www.vbac.com/
finden Sie dazu Informationen oder wenn Sie googeln unter "vbac" (vaginal birth after cesarian section). Das Problem in Deutschlad ist, dass eine mangelnde Bereitschaft von Seiten der Medizin besteht den Wunsch nach einer vaginalen Geburt zu berücksichtigen und sich zu überlegen, wie die Geburt gestaltet werden kann, damit diesem Wunsch wenn möglich entsprochen werden kann. Sie werden deshalb schon einiges an Willen aufbringen müssen, um sich durchzusetzen. Eventuell müssen Sie sich eine Klinik suchen, in der Sie sich ernst genommen fühlen. Ich selbst hatte bisher zwei vaginale Geburten nach zwei KS in der Vorgeschichte. Einmal ging die Geburt schneller als sich die ärztliche Seite zu einem Kaiserschnitt einfinden konnte, der geplant war. Einmal war es eine Hausgeburt, bei der zwischen den KS allerdings normale Geburten lagen. Diese Frau hatte sich zu einer Hausgeburt entschieden, weil sie viele Kinder haben wollte und die Anzahl empfohlener KS auf drei beschränkt ist. Mir ist ein Fall bekannt, in dem eine Frau erfolgreich zu Hause entbunden hat nach vier Kaiserschnitten. Bei Youtube gibt es einen Film, der sich mit vaginalen geburten nach KS beschäftigt, bei denen vorher die Diagnose "CPD" (Cephalo-pelvic disproportion= Missverhältnis) gestellt wurde. Sie finden ihn unter:
http://de.youtube.com/watch?v=roFVkDV45MM
Hier gibt es einen langen Diskussionsthread mit Erfahrungsberichten von Frauen in Ihrer Situation.
Bei Youtube finde sich unter den Stichworten HBAC (homebirth after cesarian section) und "unassisted birth" noch zahlreiche Filme, die belegen, dass Sie mit Ihrem Wunsch nicht alleine sind und es durchaus gute Gründe für Ihren Wunsch gibt.
All denen, die es für verantwortungslos halten, wenn ich Ihren Wunsch nach einer vaginalen Geburt unterstütze sei gesagt, dass ich es für verantwortungslos halte unberechtigte erste und zweite KS durchzuführen und Frauen den Versuch einer vaginale Geburt in der Klinik nach zwei KS zu verwehren. Jedes Extrem auf der einen Seite erzeugt ein Extrem auf der anderen. Dass Frauen sich gezwungen sehen ihre Kinder ganz ohne medizinische Unterstützung zu bekommen, weil die Medzin in der Geburtshilfe nicht mehr unterstützt, sondern bevormundet und überflüssige und risikoreiche Eingriffe vornimmt, ist eine Schande.
Mein zusammengefasster Rat an Sie:
Wenn Sie sich entschieden haben es vaginal zu versuchen, sprechen Sie mit der Klinik, in der Sie Ihr Kind bekommen möchten.
Lehnen Sie PDA und Wehentropf ab (das bedeutet auch, dass die Geburt NICHT vorzeitig eingeleitet wird "damit das Kind nicht größer wird")
Suchen Sie sich eine Beleghebamme, die Sie individuell informieren und in die Klinik zur Geburt begleiten kann.
Vorsicht bei Youtube. Nicht zu viele Geburten ansehen (geht recht leicht, wenn man den links folgt, dass man Dinge sieht, die man nicht sehen will und sollte) Sie können auch jemanden vorsortieren lassen, der/die gerade nicht schwanger ist.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, Monika

Antwort vom 27.01.2008


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Schattenbild Community-Mitglied ohne Profilfoto
Kommentar vom 19.05.2010 09:28
Spontan-Geburt nach 2. Sectio
Hallo,

ich befinde mich in der selben Situation, 3. Schwangerschaft mit 43. 1. Schwangerschaft vor 20 Jahren, Cerclage, danach vernarbter Muttermund, nur 3 cm Öffnung möglich, Kaiserschnitt nach abfallenden Herztönen. 2. Schwangerschaft vor 6,5 Jahren, nach einsitig wirkender PDA Geburtsstillstand nach 12 Stunden, Munttermund 8 cm geöffnet, Kind angeblich mit Schullter verkeilt, bei Sectio war KInd fast nicht mehr aus Geburtskanal zu bekommen, Uterus eingerissen, Probleme bei Rückbildung etc.

Jetzt möchte ich meine "letzte Chance auf eine normale Geburt" nutzen. Bin in der 31. SSW und habe in 3 Wochen Kontaktaufnahme mit unserem Krankenhaus. In Österreich ist es nämlich allen Hebammen verboten eine HAusgeburt nach einer Sectio zu machen.

Der betreuende Arzt im KH hat mich über mien Frauenärtzin folgend informiert: Spontane Geburt kann versucht werden, aber nur unter permanenter Überwachung (CTG). Das Risiko einer Uterusruptur beträgt 8 %. Narbenmessung und Beckenmessung, so wie Gewichtseinschätzung ist Voraussetzung.

Ich persönlich würde das KH am liebsten vermeiden, da ich allein bei dem Gedanken an die letzte Geburt dort, schon Krämpfe im Gesäß bekomme. Ich werde wahrscheinlich versuchen, mit einer Hebamme (deren Bereitschaft ich selbst finanzieren muss), so lange wie möglich zu Hause zu bleiben und auf die 92%ige Chance keiner Ruptur hoffen.

Der Lokalwechsel unter der Geburt behagt mir nicht wirklich, aber immer noch besser als stundenlang im KH am CTG zu hängen, womöglich nicht einmal herumgehen zu können, geschweige denn eine Badewanne zu benutzen.

Alles in allem bin ich sehr verunsichert, weniger wegen den statistischen Daten, die sehen ohnhin nciht so schlecht aus. Vielmehr verstehe ich nicht, was ein dauerndes CTG mit einer Uterusrupturvermeidung zu tun aben soll. Bei der Geburt meines ersten Kindes haben die Ärzte über eine Stunde versucht, durch Blut aus der Kopfhaut meines Kindes festzustellen, wie es ihm geht, da die Herztöne nicht zufrieden stellend waren. Bei der 2. Geburt haben sie sich gerade mal 10 Minuten "schlechte Herzöne" Zeit gelassen für die Entscheidung, dass es ein Kaiserschnitt sein muss. Und nun soll eich ständig an dem Gerät hängen? Wozu?

Der Kontrollverlust über den Geburtsvorgang im KH mit der Aussicht, dass das Personal dort ohnehin lieber eine Sectio machen würde, verunsichert mich total. Die Aussicht, wieder die letzte zu sein, die das eigene Kind in den Armen hält, ist einfach schrecklich. Und die noch 10 Wochen mit diesem Gedanken erleichtern das Gebären nicht gerade, denn je näher der Termin kommt, desto weniger traue ich mir unter diesen Umständen eine Spontangeburt zu. Aber eine Geburt ohne medizinischen Beistand (Hebamme) traue ich mir auch nicht zu, zumal alle Gespräche mit Ärzten und teilweise auch Hebammen mich nicht beruhigt haben.

Ich lese gerade das Buch "Kaiserschnitt und Kaiserschnittmütter" um mich mit meinen vorangegangenen Sectios zu versöhnen, falls es halt wieder zu einer kommen sollte. Eigentlich bin ich aber sehr unglücklich über diese Aussicht. Mein Mann versucht mir Mut zu machen und rät mir, mir die Spontangeburt gut vorzustellen, ich habe aber Angst, dass die Enttäuschung dann umso größer ist, wenn es nicht klappt.
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