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Baby-led Waening

Breifrei: Baby isst selbst!

Baby-led Weaning
Bildquelle: Kumacore/Moment via Getty Images
Baby-led Weaning bedeutet, dass Mütter ihren Babys beim Abstillen keinen Brei als Beikost geben. Stattdessen isst das Baby von Anfang an selbständig bei den Mahlzeiten mit. Wie das aussieht, lest ihr hier.

Baby-led Weaning: Abstillen ohne Brei

Wörtlich übersetzt bedeutet Baby-led Weaning (BWL) Baby-geführte Entwöhnung. Das sieht letztlich so aus, dass man dem kleinen Leckermäulchen am Familientisch verschiedene Nahrung in Form von Fingerfood anbietet. Das kann alles sein von Gemüse, Obst, Omelette, Fisch, Fleisch oder Reis, solange es nicht zu hart oder groß ist. Ziel ist, dass das Baby selbst bestimmt, was und wie viel es isst. Ganz satt werden muss es dabei vorerst noch nicht, denn es wird parallel weiterhin gestillt. Vielmehr soll beim Baby-led Weaning die Möglichkeit zum Ausprobieren fester Nahrung gegeben werden, die jedoch weich genug für einen zahnlosen Babymund ist.

Begründet wurde das Konzept Baby-led Weaning durch die britische Autorin und Hebamme Gill Rapley. Auch zum Beispiel der Deutsche Hebammen Verband (DHV) sieht die breifreie Ernährung eher positiv. Da es im deutschsprachigen Raum zu dem Thema kaum Informationen gab, entschloss sich die zweifache Mutter Hanna Bose, den Blog babyled-weaning.de ins Leben zu rufen.

Doch der Ernährungstrend ist umstritten. Dazu sagt Bose: „Ich glaube, dass viele Eltern vor allem aus dem Grund Brei füttern, weil sie sich noch nie über etwas anderes informiert haben. Seitdem ich das erste Buch über Baby-led Weaning gelesen habe, kommt es mir irgendwie ganz natürlich vor. Meinem Kind Brei nach einem Plan zu füttern, würde sich einfach falsch anfühlen. Bestätigt fühle ich mich, wenn ich mir anschaue, wie viele komplizierte Regeln man befolgen muss, wenn man Brei füttert. Wie viele Lebensmittel man erst zu einem bestimmten Zeitpunkt einführen darf.“

Im Folgenden gehen wir auf die vier wichtigsten Punkte ein, um die es bei der Diskussion um das Für oder Wider von BLW geht.

Punkt 1: Individuelle Entwicklung

BLW-Befürworter sagen, dass sich jedes Kind individuell entwickelt und es nicht die eine richtige und nach Plan verlaufende Beikostphase gibt. Sie trauen dem Baby aber zu, dass es instinktiv weiß, welche Nährstoffe ihm fehlen und dass es daher von selbst zum Richtigen greift. So bleibe das natürliche Gefühl von Hunger und Sättigung und ein positives Verhältnis zum Essen erhalten.

Ein weiteres Plus ist die Unterstützung der kindlichen Entwicklung. Denn durch eigenständiges Essen werden Feinmotorik, kognitive Fähigkeiten sowie die Zungen- und Kiefermuskulatur gefördert. In den ersten Lebensjahren wird zudem der Geschmackssinn eines Menschen für das restliche Leben geprägt. BLW-Kinder dürfen von Anfang an die Vielfalt der natürlichen Nahrungsmittel selbstbestimmt kennenlernen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch später abwechslungsreich und damit gesund isst, ist hoch.

Punkt 2: Sicheres Essen

Eine der größten Ängste von Eltern bezüglich Baby-led Weaning ist, dass ihr Kind sich verschlucken könnte. Laut Gill Rapley ist aber genau das Gegenteil der Fall: Bei kleinen Babys wird der Würgreflex noch sehr weit vorne im Mundraum ausgelöst, sodass zu große Brocken selten so weit nach hinten rutschen, um verschluckt zu werden. „Wenn nun ein Kind die ersten Monate mit Brei gefüttert wurde, muss es diesen Lernprozess später durchmachen. Es ist daran gewöhnt, alles unkontrolliert nach hinten zu saugen und sofort zu schlucken. Der Punkt, an dem ein Würgereflex ausgelöst wird, ist bereits etwas weiter nach hinten gewandert, sodass ein Verschlucken ein wenig gefährlicher ist, als bei einem kleinen Baby“, sagt Bose.

Wenn Säuglinge schon früh lernen, mit fester Nahrung im Mund umzugehen, essen sie demnach also sicherer. Lebensmittel, die aufgrund ihrer kleinen und rundlichen Form zu gefährlich sind, wie ganze Trauben oder Nüsse, werden dem Baby auch beim Baby-led Weaning nicht angeboten.

Bei der Sicherheit spielt auch die Körperhaltung eine Rolle, so Holle-Ernährungsberaterin und Oecotrophologin Kati Voss: „Bei der Gabe von weich gekochtem Fingerfood ist es besonders wichtig, dass das Kind aufrecht sitzt beim Essen, ein Herumlaufen mit dem Essen sollte tabu sein.“

Punkt 3: Nährstoffversorgung

Baby-led Weaning ist nicht nur für viele ungewohnt, die „Gegner“ kritisieren auch, dass diese Ernährungsart gesundheitliche Nachteile mit sich bringen kann. Zu den Stimmen, die von Baby-led Weaning abraten, gehört auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Als wichtigster Gegengrund wird angeführt, dass halbfeste Beikost nicht die optimale Versorgung mit allen Nährstoffen bereitstellen kann, die das Kind jetzt braucht. Vor allem Eisen kommt etwa in grünem Gemüse, rotem Fleisch oder gerade in dem Getreide vor, der für die Zubereitung von Obst-Getreide- oder Getreide-Milch-Brei verwendet wird. In Frage steht also, ob die feste Beikost die Milchnahrung ausreichend ersetzen kann, wenn das Baby ab etwa einem halben Jahr Nährstoffe über die Muttermilch hinaus benötigt.

Auch muss man sehen, ob das motorisch noch ungeschickte Baby mit dem Fingerfood überhaupt zurecht kommt oder nur an der Festnahrung herumkaut. Dazu sagt Voss: „Manchmal steht bei Baby-led Weaning das Spielen und Erkunden – was durchaus erwünscht ist – zu sehr im Fokus, sodass die Babys abgelenkt sind. Eine strenge Anwendung der Methode kann mitunter zu sehr geringen Verzehrmengen führen. Besser: Es kann versucht werden etwas Brei zusätzlich zu füttern, möglicherweise wird dies in Kombination mit Fingerfood eher akzeptiert als das reine Füttern mit dem Löffel.“

Punkt 4: Allergierisiko

Ein weiterer Grund für Brei ist die frühzeitige Gewöhnung an Getreide als Lebensmittel. Die Einführung von Getreidebrei ab dem fünften Monat senkt demnach das Risiko, eine Allergie oder Zöliakie zu entwickeln. Für Menschen mit einer Zöliakie ist das in verschiedenen Getreidesorten enthaltene Klebereiweiß Gluten unverträglich und sie müssen auf Ersatzprodukte zurückgreifen. Andererseits essen BLW-Kinder in der Regel Brotstückchen und Zwieback, was diesen Kritikpunkt etwas entschärfen dürfte.

Baby-led Weaning – Fazit

Letztlich ist euch als Eltern selbst überlassen, mit welcher Beikost ihr euer Kind abstillt. Allerdings schließen sich die beiden genannten Ansätze nicht aus. Auch zusätzlich zur normalen Breinahrung könnt ihr eurem Baby kleingeschnittenes und weich gedünstetes Essen zum Ausprobieren geben. Der Nährstoffbedarf wird so gedeckt und trotzdem hat das Kleine die Möglichkeit, auch schon anderes auszutesten – natürlich immer mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen.

Andererseits kann man breischeue Babys auch kaum zum Breiessen zwingen: „Manches Baby kann mit Brei rein gar nichts anfangen. Für diese meist sehr neugierigen Zwerge ist Fingerfood oft weitaus interessanter. Mit einer kleinen Auswahl an mundgerechten, leicht greifbaren und weichgekochten Stücken können sich Babys früh an verschiedene Konsistenzen gewöhnen“ (Kati Voss).

Hier ein paar Tipps von Kati Voss aus der Holle-Ernährungsberatung, wenn das Löffeln nicht so gut klappen will:

  1. Verwendet einen gut abgerundeten Plastiklöffel für den Start. Dieser fühlt sich nicht so hart an und erhitzt sich durch erwärmte Speisen weniger. Ein gehäufter Löffel löst in Babys Mund den Schluckreflex besser aus.
  2. Verzichtet auf Ablenkung und Spielen, euer Kind soll selbstständig den Mund öffnen und sich auf das Essen konzentrieren.
  3. Verzweifelt nicht, wenn euer Baby den Löffel ablehnt. Wahrscheinlich braucht es noch Zeit. Pausiert 1–2 Wochen bis zum nächsten Versuch und drängt es nicht.
  4. Bleibt gelassen! Manche Babys sind „späte“ Esser, rühren den Brei erst mit etwa neun Monaten an oder steigen gleich mit fester Nahrung ein.

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